Der 19. Deutsche Bundestag wird wichtige Weichen für die Prävention und Verbesserung der Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Deutschland stellen. Aus diesem Grund lud Dr. med. Christian Kieser, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) und Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam zu einem Gespräch über psychische Gesundheit, gesellschaftliche Herausforderungen und regionale Verantwortung ein, an dem auch Carsten Preuß, LINKER Direktkandidat für den Wahlkreis 62 (Dahme-Spreewald, östlicherTeltow-Fläming und nördliche Oberspreewald-Lausitz) teilnahm. Dr. med. Christian Kieser gab einen Überblick über die drängendsten Herausforderungen mit dem Ziel, die gesundheits- und sozialpolitischen Positionen zu schärfen und führte anschließend die Besucher*innen durch die Klinik.
Psychische Erkrankungen sind Volkskrankheiten, fast jede*r dritte Erwachsene ist im Zeitraum eines Jahres betroffen. Psychische Leiden sind die zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeitstage und für die Hälfte aller Frühberentungen verantwortlich. Seelisches Leiden tritt allmählich aus dem Schatten gesellschaftlicher Tabus ins Licht der öffentlichen Aufmerksamkeit. Neben dem großen Leid der Betroffenen und Angehörigen sind die Stigmatisierung und gesellschaftliche Ausgrenzung nach wie vor schmerzhafte Erfahrungen vieler Menschen mit psychischen Erkrankungen. Die Stärkung ihrer Rechte, Förderung ihrer Kompetenzen und gesellschaftliche Teilhabe (Inklusion) sind Anliegen einer Reformpsychiatrie, die allerdings ins Stocken geraten ist.
Psychische Erkrankungen können nicht direkt auf eine Ursache zurückgeführt werden. Die Arbeitsbedingungen spielen dabei eine wichtige Rolle. Millionen Menschen in Deutschland wünschen sich bessere Löhne, sichere Arbeitsplätze, weniger Stress und Arbeitszeiten, die mit dem Leben mit Kindern, mit Familie und Freundschaften vereinbar sind. Aber diese berechtigten Ansprüche werden für viele Beschäftigte und Selbständige nicht eingelöst. Viele arbeiten bis zur Erschöpfung und kommen doch mit ihrem Lohn kaum bis zum Monatsende über die Runden. Ein Viertel der Beschäftigten arbeitet in unsicheren Arbeitsverhältnissen wie Leiharbeit, Werkverträgen, befristeter Beschäftigung, Minijobs, Solo- und Scheinselbständigkeit. Prekär Beschäftigte können das eigene Leben kaum planen und sich kaum eine berufliche Perspektive aufbauen. Hier muss sich was ändern.