Am 7. August 2017 waren unsere Direktkandidatin für den Wahlkreis 56, Kirsten Tackmann (Prignitz, Ostprignitz-Ruppin und nördliches Havelland), und unser Direktkandidat für den Wahlkreis 62, Carsten Preuß (Dahme-Spreewald, östlicher Teltow-Fläming und nördliche Oberspreewald-Lausitz) auf Tour im ländlichen Raum. Als erstes stand ein Besuch bei Jürgen Zimmermann auf dem Programm, dem Leiter der Agrargenossenschaft Groß Machnow eG, die im Rahmen des BER-Flughafenausbaus Kompensationsmaßnahmen umsetzt. Mit dabei war auch die Landesvertretung des Deutschen Verbands für Landschaftspflege (DVL) e. V.
Landwirtschaft und Umweltschutz müssen sich nicht ausschließen: Die Agrargenossenschaft Groß Machnow stellt einen Teil ihrer Flächen für den Naturschutz zur Verfügung und bekommt dafür Geld vom Flughafen BBI. Ziel ist es, die landwirtschaftlich geprägte, offene Niederungslandschaft aufzuwerten und abwechslungsreicher zu gestalten. So sollen die Lebensbedingungen für Flora und Fauna verbessert werden. Die Zülowniederung liegt südlich des Flughafens zwischen Mittenwalde, Dabendorf und Groß Machnow/Rangsdorf. Hier sieht man gut, wie sich nötige Kompensationsmaßnahmen durch die permanente fachliche Begleitung eines Landschaftspflegeverbandes in den Betriebsalltag integrieren lassen. Blühstreifen, Hecken- und Gehölzpflanzungen, Uferrandstreifen, aber auch die Anlage von Kleingewässern zum Amphibienschutz werden von der Flughafengesellschaft Berlin-Schönefeld (FBB) als Vorhabensträger finanziert.
Das Ergebnis kann sich schon jetzt sehen lassen. Auch Jürgen Zimmermann zieht eine positive Bilanz. Die anfängliche Skepsis war bald verflogen, denn die unterschiedlichen Maßnahmen lassen sich auch dank der Koordination und Begleitung durch den Landschaftspflegeverband Mittelbrandenburg recht verträglich in den Betriebsalltag integrieren. Sofern die Finanzierung gesichert ist, können solche landschaftspflegerischen Arbeiten positiv zum Betriebsergebnis beitragen.
Die Regenereignisse der letzten Wochen waren ebenfalls Thema. Die Befahrbarkeit der Ackerflächen ist nicht gegeben. Gerade in der Erntezeit ist das ein Problem. Einzig ein Mähdrescher mit Ketten war im Ernteeinsatz. Deutlich wurde, dass ein starrer Planfeststellungsbeschluss in Bezug auf die Realisierung der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen nicht flexibel genug ist, um auf Naturereingnisse reagieren zu können.
Die “Gläserne Molkerei” in Münchehofe war die zweite Station der Tour – eine Bio-Molkerei, die vor allem Milch von Bio-Landwirten aus Nord- und Ostdeutschland zverarbeitet. Begrüßt wurden Kirsten Tackmann und Carsten Preuß von Klaus Frericks, dem Geschäftsführer der Bio-Molkerei. Die Erzeugnisse aus Münchehofe finden sich inzwischen auch in den Bio-Theken großer Supermarktketten in ganz Deutschland. Klaus Frericks berichtete, dass die Gläserne Molkerei mit seinen Betrieben in Münchehofe und dem mecklenburgischen Dechow inzwischen der zweitgrößte Biomilch-Verarbeiter in der Bundesrepublik ist.
150 Bio–Landwirt*innen sind Partner der Molkerei, die fair für die Arbeit bezahlt werden, um das Wohl der Tiere genauso zu sichern wie das Wohl der Menschen, die sie betreuen. Diskutiert wurde auch die Frage, wie die regionale Verarbeitung und Vermarktung in den ländlichen Räumen noch weiter verbessert werden kann. Es ging aber auch um Fragen der Ausbildung und der Sicherung des Fachkräftenachwuchses. Das Unternehmen beschäftigt derzeit rund 100 Mitarbeiter*innen, davon gut die Hälfte in Münchehofe. Der Brandenburger Standort ist dabei in der Produktion vorrangig für Käse sowie Frischmilch zuständig. Auch die Gläserne Molkerei in Münchehofe zeigt, dass der ländliche Raum ein großes Potenzial besitzt.
Der nächste Besuch der beiden LINKEN Kandidat*innen galt dem Bienendorf Schollen. Schollen ist ein kleiner Gemeindeteil mit knapp 50 Einwohner*innen, der zum Luckauer Ortsteil Karche-Zaacko gehört. Der Ortsname “Schollen” stammt wohl aus der wendischen Vorzeit und bezeichnet einen Platz, an dem Bienen sind – ein Bienendorf. Kirsten Tackmann und Carsten Preuß wurden von Andreas Petschick begrüßt, Spreewald-Imker und Ortsvorsteher von Karche-Zaacko. Gesprächsthemen waren die Belebung des Tourismus in der Gemeinde sowie die außergewöhnlich hohe Bienenvölker-Verluste in diesem Frühjahr, die durch den Parasiten Varroa-Milbe sowie vor allem die intensive Landwirtschaft mit ihrem hohen Pestizideinsatz verursacht wurden.