Gregor Gysi kämpft derzeit in seinem Berliner Wahlkreis mit dem Wahlspruch “Trotzdem!” um das Direktmandat für den Bundestag. Nicht zufällig erinnert dieser Wahlspruch an Karl Liebknechts Diktum “Trotz alledem!” – eine Stippvisite bei der Wahlkundgebung am 20. September 2017 auf dem Potsdamer Keplerplatz bot hierfür die Chance. Dass dieses “Trotzdem” zum Wahlkampf passt, zeigte Norbert Müller MdB, LINKER Direktkandidat für den Wahlkreis 61 (Potsdam und der östliche Teil des Landkreises Potsdam-Mittelmark) in seiner kämpferischen Eingangsrede. Während die SPD Zuschauer*innen mit Bussen zur Wahlveranstaltung ihres Kanzlerkandidaten in Potsdam karren musste und sich auf ein “Weiter so” vorbereitet, warb Norbert Müller für einen grundlegenden Politikwechsel.
Was eine “sozial-ökologische Wende” konkret im Leben der Menschen verändern kann, verdeutlichte Norbert Müller am Slogan “Leben darf kein Luxus sein”: DIE LINKE stehe für einen gesellschaftlichen Wandel, der allen Menschen ein würdiges Leben ermögliche und den ökologischen Umbau sozial begleite. Konkret bedeute das in Potsdam: Verbesserung bei der Kinderbetreuung und in den Schulen, Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs und nicht zuletzt die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Mit Blick auf eine mögliche Fortsetzung der Großen Koalition warnte er vor “österreichischen Verhältnissen”, also einer menschenverachtenden Opposition der Faschist*innen im Bundestag. Nur eine Stimme für DIE LINKE sei eine Stimme für eine Opposition, die für Solidarität und Humanismus kämpfe.
Kirsten Tackmann – LINKE Spitzenkandidatin im Land Brandenburg und Direktkandidatin im Wahlkreis 56 (Landkreise Prignitz, Ostprignitz-Ruppin und nördliches Havelland) – griff Norbert Müllers kämpferische Worte auf. Die Arbeit unserer Bundestagsfraktion stehe in der nächsten Legislaturperiode unter dem Motto “Widerstand leisten”: Widerstand gegen die dort vertretenen Faschist*innen; Widerstand gegen eine weitere Aufrüstung der Bundeswehr und eine Ausweitung der Bundeswehreinsätze; Widerstand gegen das Ausspielen verschiedener Gruppen in der Frage der sozialen Gerechtigkeit.
Gregor Gysi witzelte sich zwar wie gewohnt durch den Abend: Gysi als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, Gysi bei den Bayern, Gysis Vorliebe für Nacktbilder. Die Grundzüge der Rede zeigten aber, dass Gregor Gysis kämpferischer Liebknecht-Bezug nicht zufällig gewählt ist: Auch Gregor Gysi forderte eine sozial-ökonomische Wende, deren Bedeutung er von der konkreten Potsdamer Lebenswelt in die globale Perspektive überführte. Nur ein radikaler Politikwechsel könne die zunehmenden internationalen Krisen und Kriege, die zunehmende krisenbedingte Verarmung und das Elend von Flucht und Vertreibung beenden. Für die Wahl am kommenden Sonntag hatte Gysi eine klare Empfehlung: Trotzdem Erst- und Zweitstimme für DIE LINKE!
Text: Steffen Brumme